Leseprobe Cooper Ned Myers

J. Fenimore Cooper

Ned Myers oder: ein Leben vor dem Mast

Vorwort

Einer alten Redensart zufolge ist eines jeden Menschen Leben lehrreich. Daher verdient es das Interesse der Leser, vorausgesetzt, die Ereignisse werden wahrheitsgemäß berichtet. Von der vollkommenen Wahrheit dieser Redensart überzeugt, hat der Autor die Wechselfälle, Rettungen aus höchster Not und Gedankenwelt eines seiner ehemaligen Schiffskameraden zu Papier gebracht, um auf diese Weise der Öffentlichkeit eine Vorstellung von der Laufbahn eines gemeinen Seemanns zu vermitteln. Der Autor hofft, daß abgesehen vom Vergnügen, welches Viele darin finden werden, dem einfachen Seemann auf seinen Reisen und durch seine Gefahren hindurch zu folgen, Myers’ Erfahrung und moralische Läuterung einen heilsamen Einfluß auf die Gemütsverfassung so mancher Männer haben möge, die das Schicksal auf einen Pfad geführt hat – oder führen wird –, welcher dem Weg dieses alten Salzers gleicht.

Um dem natürlichen Bedürfnis des Lesers entgegenzukommen, der wissen möchte, inwieweit der Herausgeber für die Wahrheit des Geschriebenen seine Hand ins Feuer legen kann und Näheres über die Umstände erfahren will, die ihn mit der Person zusammengeführt haben, deren Abenteuer Gegenstand dieses schmalen Werks sind, möchte ich zum nötigen Verständnis dieser beiden Punkte das Folgende feststellen:

Was, erstens, das Wissen des Autors bezüglich der Laufbahn der Hauptperson dieses Werks betrifft, unternahm der Herausgeber im Jahr 1806 − damals ein junger Bursche, der frisch von Yale kam und für die Marine bestimmt war −, seine erste Reise auf einem Handelsschiff, in der Absicht, einige praktische Erfahrung für seinen Beruf zu erwerben. Das entsprach der damaligen Mode, deren Nutzen allerdings sehr wohl in Frage steht. Die lange Reise, die sechs oder acht Atlantikpassagen umfaßte, erstreckte sich bis gegen Ende des Jahres 1807. Myers war an Bord des Schiffs als Lehrling des Kapitäns. Ned, wie Myers allgemein gerufen wurde, war ähnlich wie der Autor ein Knabe und zwischen beiden herrschte eine Vertrautheit wie sie auf dem Schiff natürlich ist. Ned war aber der Jüngere und als solcher nicht denselben Härten und Diensten ausgesetzt, wie der Autor.

Nachdem die Mannschaft aufgelöst wurde, trafen sich beide nur noch einmal kurz. Das war 1809. 1833 befanden sie sich, ohne voneinander zu wissen, für eine halbe Stunden auf demselben Schiff. Einige Monate später vermutete Ned ganz richtig, daß der Autor des Lotsen sein ehemaliger Schiffskamerad sein müsse und schrieb einen Brief, um sich dessen zu vergewissern. Die Korrespondenz führte zu einem Treffen und auf das Treffen folgte der Besuch Neds bei dem Autor. Als Folge der Offenbarungen während dieses Besuchs entschloß sich der Schriftsteller, das folgende Werk zu verfassen.

Der Autor hat vollstes Vertrauen in den Absichten all dessen, was Ned berichtet. Dieser bildete allerdings eine Ausnahme von der großartigen Regel, welche für die Gedanken und Erinnerungen der übrigen Menschheit gilt, hätte er sich nicht in einigen Punkten geirrt. Gleichwohl sieht der Autor keinen Anlaß ihm zu mißtrauen. In einigen Fällen hat er in Neds Bericht dessen geringere Erfahrung durch sein umfassenderes Wissen ergänzt; dies geschah aber behutsam und nur dort, wo kein Zweifel bestand, daß der Erzähler durch den äußeren Schein getäuscht oder aus Mangel an Wissen irregeleitet wurde. Der Leser sollte daraus allerdings nicht schließen, daß Ned nicht besser informiert gewesen wäre als der normale Mann der Back. Nichts könnte falscher sein. Bei seiner ersten Begegnung mit dem Autor befand sich sein Wissensstand beträchtlich über dem der gewöhnlichen Burschen in seiner Position, wobei er hinreichend bewies, daß er, wenn nicht mit Personen vom Stand eines Gentleman, so zumindest mit Leuten verkehrt hatte, die nicht weit darunter standen. Kurz gesagt war sein Allgemeinwissen derart, daß es an Bord des Schiffs für bemerkenswert gehalten wurde. Obwohl er sein späteres Leben in nicht geringem Maß vergeudet hat, verwandte er Teile davon auf die Fortbildung, so daß Ned zu diesem Zeitpunkt ein Mann von schneller Auffassungsgabe mit beträchtlichem Wissen und scharfer Beobachtungsgabe ist. Zieht man dann noch seine gesunden und treffenden moralischen Grundsätze in Betracht, die nunmehr sein Denken und Handeln lenken, treffen wir einen Mann, der in jeder Hinsicht fähig ist, für sich selbst zu sprechen – nur daß ihm die Fähigkeit abgeht, seine Gedanken der Öffentlichkeit mitzuteilen.

Der Autor des vorliegenden Buchs war bemüht, sich so dicht an der Sprache seines Gegenübers zu halten, wie es die Umstände gestatten, wobei er davon überzeugt ist, daß er an manchen Stellen nichts zur Verbesserung beitragen konnte.

Sehr wahrscheinlich wird man sich mit Mißtrauen fragen, wie es sich mit jener Person verhält, von der Ned meint, daß sie eine seiner Paten gewesen sei. Diesbezüglich kann der Autor nur feststellen, daß der Bericht Myers in diesem Werk im Wesentlichen dem entspricht, was er dem Autor vor fast vierzig Jahren in einem Alter und unter Umständen mitgeteilt hat, die jede Art bewußter Täuschung ausschließen. Der Bericht wird durch seine Schwester bestätigt, der älteren der beiden Kinder, die sich ebenso genau an den Prinzen erinnert, wie Ned selbst. Der Autor geht davon aus, daß die verlassenen Waisen nicht-ehelichen Verhältnissen entspringen, obwohl er hierfür keinen direkten Beweis besitzt. Es ist nichts Besonderen daran, daß ein Mann von höchstem Stand (den Herrscher ausgenommen) für einen Untergebenen ans Taufbecken tritt. Eine solche Gunstbezeugung eines Mitglieds der königlichen Familie gegenüber jemand, der nach Geburt und Stellung weit unter ihm steht, ist sogar wahrscheinlicher, als eine gegenüber einer Person von Adel, die versucht sein könnte, sich diese Gunst zunutze zu machen.

Bleibt schließlich nochmals zu erklären, daß jeder Teil dieser Geschichte der Wahrheit entspricht. Mag die Erinnerung Ned auch gelegentlich im Stich gelassen haben und er in seine Auffassungen bisweilen irren, so ist der Autor doch zutiefst überzeugt, daß es die Absicht des alten Salzers ist, nichts zu berichten, von dem er nicht glaubt, es habe sich ereignet oder eine falsche Empfindung wiederzugeben. Was seine Bekehrung betrifft, ist sie, soweit man den „Baum an seinen Früchten“ erkennt, vollkommen aufrichtig, denn die Sprache, Haltung, Gewohnheiten und die Beständigkeit dieses alten Seemanns sind die eines frohgemuten, auf Gott vertrauenden Christen, dem jede Neigung zur Heuchelei oder Übertreibung fremd ist. Besonders in dieser Hinsicht kann man ihn als lebenden Beweis für die Wirksamkeit des Glaubens ansehen und für die Kraft des Heiligen Geistes, die dunkelsten Gemüter zu erleuchten und das trägste Gemüt auf Trab zu bringen.


Ned Myers

Erstes Kapitel

Indem ich mich bereit erkläre, vor der Welt die Erfahrung eines gemeinen Seemanns auszubreiten, und, wie ich hinzufügen darf, eines Sünders, wie er im Buche steht, hoffe ich, es frei von Eitelkeit zu tun. Ich liebe die Meere, und es ist mir eine Freude, von der See zu sprechen und von den Ereignissen, deren Zeuge ich war, ebenso wie von der Mühsal, die ich an ihrer Brust an verschiedenen Orten der Erde erlitten habe. Während ich mit einem alten Schiffskamerad zusammensitze, der in der Lage ist, den Tatsachen, wie ich sie ihm liefere, die angemessene Form zu geben und im Glauben, daß mein Bericht jenen nützen kann, die auf dem gleichen Pfad wandeln, dem ich so lange gefolgt bin, sehe ich nichts Schlechtes in der Richtung, die ich nun eingeschlagen habe, während ich ehrfürchtig hoffe, damit ein wenig Gutes zu bewirken. Gott gebe, daß die Bilder meiner eigenen zurückliegenden Erniedrigungen und Schwächen, die zu zeichnen ich mich genötigt fühle, wenigstens einige meiner Leser dazu veranlassen, jenen unter Seeleuten so verbreiteten Ausschweifungen abzuschwören, um stattdessen ihre Augen auf jene großartigen Wahrheiten zu lenken, welche so mächtig auf unsere Gesinnung wirken und die so überzeugend sind, wenn man sie mit Demut und mit dem rechten Verständnis unserer eigenen Schwächen betrachtet.

Ich weiß nichts über meine Familie, abgesehen von dem, was ich aus meiner frühen Erinnerung und den Erzählungen meiner Schwester kenne. Ich erinnere mich schwach an meinen Vater; an meine Mutter überhaupt nicht. Sie muß gestorben sein, als ich sehr jung war. Meinen Vater habe ich häufiger sehen können, bis ich fünf oder sechs Jahre alt war. Er war Soldat und gehörte dem Dreiundzwanzigsten Infanterieregiment im Dienst des Königs von Großbritannien an. Der vierte Sohn dieses Königs, Prinz Edward, wie er damals genannt wurde, oder Herzog von Kent, als den man ihn später kannte, kommandierte das Korps und begleitete es in die britischen Kolonien in Amerika, wo er viele Jahre stationiert war. Ich wurde zwischen 1792 und 1794, vermutlich 1793, in Quebec geboren. Welchen Dienstgrad mein Vater im Regiment bekleidete, vermag ich nicht zu sagen, obwohl ich ziemlich sicher bin, daß er Offizier war. Er hielt sich oft in der Nähe des Prinzen auf und ich erinnere mich, daß er bei der Parade, wo ich ihn oft gesehen habe, üblicherweise zwischen dem Prinz und dem Glied wechselte – ein Umstand, der meinen alten Schiffskameraden dazu veranlaßt, ihn für einen Adjutanten zu halten. Mein Vater stammte, wie ich stets begriffen habe, aus Hannover und war der Sohn eines dortigen Geistlichen. Meine Mutter war, wie man erzählte, ebenfalls Deutsche, obwohl über sie in der Familie nichts bekannt ist. Sie wird mir als eine Person beschrieben, die sehr zurückgezogen lebte, sich mit ganz anderen Dingen als mein Vater beschäftigte und eine Abneigung gegenüber dem Soldatenleben hegte.

Getauft wurde ich durch die Church of England. Von frühester Kindheit an hat man mir zu verstehen gegeben, daß Seine Königliche Hoheit, Prinz Edward, Vater der Königin Viktoria für mich am Taufstein stand. Mein anderer Patenonkel war Major Walker vom selben Regiment; Mrs. Walker, seine Gattin, war meine Patentante. Meine richtigen Namen, die mir von den Firmpaten nach ihnen bei der Taufe gegeben wurden, lauten Edward Robert Meyers. Die Taufe fand, wie meine Geburt, in Quebec statt. Ich habe mich indes selbst von dem Zeitpunkt an, da ich zur See ging, Edward oder Ned Myers genannt.

Bevor ich alt genug war, um mich dauerhaft an etwas zu erinnern, wurde das Regiment nach Halifax verlegt. Mein Vater begleitete es, und seine beiden Kinder, meine Schwester Harriet und ich, wurden nach Nova Scotia gebracht. An diese Zeit meines Lebens, die ich in Halifax verbrachte, sind mir einige deutliche Erinnerungen geblieben, insbesondere von den späteren Jahren. Der Prinz und mein Vater blieben eine beträchtliche Zeit beim Regiment, obwohl sie alle einige Jahre, bevor ich selbst von dort wegging, Halifax verließen. An Prinz Edward erinnere ich mich sehr gut. Er residierte bisweilen in einem Haus namens The Lodge, ein wenig außerhalb der Stadt, wohin ich häufiger mitgenommen wurde, um ihn zu besuchen. Er hatte auch einen Sitz in der Stadt. Er schenkte mir viel Aufmerksamkeit, hob mich mit seinen Armen hoch und herzte mich. Wenn er an unserem Haus vorbeikam, rannte ich zu ihm, woraufhin er mich selbst durch die Straßen führte. Mehr als einmal entführte er mich und schickte nach dem Regimentsschneider, um Anzüge nach seinem Geschmack für mich machen zu lassen. Er war ein großer Mann von gebieterischer Statur und trug häufig einen Stern auf der Brust seines Rocks. Damals war er noch nicht der Herzog von Kent, sondern Prinz Edward oder Der Prinz. In der Lodge wohnte eine Dame zusammen mit ihm. Wer sie war, weiß ich aber nicht.

Meine Mutter muß zu jener Zeit tot gewesen sein, denn ich habe überhaupt keine Erinnerung mehr an sie. Wie ich glaube, verließ mein Vater Halifax einige Zeit früher als der Prinz. Major Walker ging ebenfalls nach England und ließ Mrs. Walker für einige Zeit in Nova Scotia zurück. Ob mein Vater mit einem Teil seines Regiments fortging, vermag ich nicht zu sagen. Ich entsinne mich aber gut einer Unterhaltung zwischen dem Prinzen, dem Major und Mrs. Walker, in der es über den Verlust eines Transports ging, bei dem Meyers einige Männer gerettet hatte. Das muß zu der Zeit gewesen sein, als mein Vater Nova Scotia verließ, ohne, wie ich meine, später in die Provinz zurückzukehren. Wir nahmen an, er sei im Kampf gefallen; wann und wo, war uns allerdings nicht bekannt. Mein ehemaliger Schiffskamerad, der Verfasser, denkt allerdings, es müsse in Kanada gewesen sein, da Briefe von einem Freund in Quebec eingetroffen waren, nachdem ich Nova Scotia verlassen hatte, in denen man sich nach uns Kinder erkundigte und bekanntgab, daß sich die Effekten meines Vaters dort in der Stadt befanden und uns gehörten. Durch diesen Brief erfuhr meine Schwester zum ersten Mal vom Tod meines Vaters, obwohl er nicht an sie adressiert war, sondern an die Menschen, die ihre Pflege übernommen hatten. Das Eigentum wurde nie abgeholt, und mein Schiffskamerad, der diesen Bericht aufschreibt, meint, daß dem rechtliche Probleme entgegengestanden haben müßten.

Bevor mein Vater Nova Scotia verließ, gab er Harriet und mich ins Haus eines Mr. Marchinton. Dieser Herr war ein Geistlicher, der keine gewöhnliche Gemeinde hatte, sondern in einer eigenen Kirche predigte. Er schickte uns beide zur Schule und sorgte auch sonst für uns. Wann der Prinz Halifax verließ, weiß ich nicht genau, nur, daß ich damals fünf oder sechs Jahre alt gewesen sein muß – vermutlich um das Jahr 1798 oder 1799.

Von dieser Zeit an blieb ich bei Mr. Marchinton, besuchte die Schule tat, was Jungen diesen Alters tun – bis 1805. Ich fürchte, ich neigte von Natur aus zum Müßiggang und dazu mich gehenzulassen, denn unter dem Regiment des Schulmeisters und des Herrn, in dessen Familie ich gegeben worden war, wurde ich bockig und ungeduldig. Ich wüßte nicht, was ich gegen Mr. Marchinton gehabt haben könnte, jedoch war mir seine strenge Aufsicht zuwider. Wie ich jetzt glaube, wir es für mich grundsätzlich unannehmbar, jedwede strenge moralische Regeln auferlegt zu bekommen. Ich glaube nicht, daß ich besonders bösartig war. Mißmut lag, soweit ich weiß, keineswegs in meinem Charakter. Ich zog es lediglich vor, mein eigener Herr zu sein und verabscheute insbesondere jede Art religiös geprägter Herrschaft. Mr. Marchinton hielt mich überdies von der Straße fern, während es in meiner Art lag, herumzustreunen und zu spielen. Möglicherweise war er ein wenig zu streng für meinen Charakter, obwohl die Natur mir, wie ich fürchte, ein vagabundierendes und launisches Wesen mitgegeben hat.

Zu jener Zeit brachten die englischen Kreuzer zahlreiche amerikanische Schiffe als Prisen ein. Unser Haus lag in der Nähe des Wassers, so daß ich mir angewöhnt hatte, mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den Kais herumzutreiben, denn Mr. Marchinton verfügte in jenem Teil der Stadt über einiges Eigentum. Die Fregatte CAMBRIA hatte einen Seekadetten, der ein wenig älter als ich und ein einstiger Schulkamerad von mir war. Dieser Bursche namens Bowen war nominell als Prisenmeister einer Brigg mit einer Ladung Kaffee eingesetzt worden, und kaum daß ich Wind davon bekam, begann ich, ihn zu besuchen. Der junge Bowen bestärkte mich sehr in dem in mir erwachten Wunsch, Seemann zu werden. Ich lauschte begierig seinen Abenteuergeschichten. Nach Jungenart drängte es mich ihm nachzueifern. Mr. Marchinton war dagegen, daß ich diese Laufbahn einschlug, so daß meine Besuche häufiger wurden und heimlich und höchstwahrscheinlich wurde mein Drang mit der Schwierigkeit der Verwirklichung stärker.

Bald kletterte ich schon in die Takelage und stieg bis in die Masttoppen. Eines Tages erkannte mich Mr. Marchinton ganz oben beim Mastknopf des Großmasts. Er befahl mir herunterzukommen und erteilte mir für meine Gewandheit und Unternehmungslust eine gehörige Tracht Prügel. Es kommt bisweilen vor, daß die Bestrafung genau das Gegenteil von dem bewirkt, was beabsichtigt war. So war es auch in diesem Fall. Mein Verlangen Seemann zu werden wurde durch eben diese Züchtigung nur stärker. Ich begann jetzt ernsthaft darüber nachzudenken, von zu Hause zu fliehen, um zur See fahren zu können und damit der Enge des Landes zu entkommen, die aus meiner Sicht unzumutbar erschien.

Es war, glaube ich, die CLEOPATRA unter Sir Robert Laurie, die eine weitere Prise, die AMSTERDAM PACKET aus Philadelphia, einbrachte. An Bord der CLEOPATRA befanden sich zwei Burschen, Lehrlinge, aus Amerika. Mit diesen Jungen schloß ich bald eine enge Freundschaft. Ihre Geschichten von der See und ihre Berichte von den Staaten nährten zusammen mit der, wie ich meinte, häuslichen Strenge, meinen brennenden Wunsch ihr Land zu besuchen und ebenfalls Seemann zu werden. Sie hatten wenig zu tun und genossen große Freiheit, indem sie gingen und kamen, wie sie wollten. Dieser Müßiggang erschien mir das Höchste menschlichen Glücks. Ich traute mich nicht oft, die Schule zu schwänzen, die mir verhaßt wurde. Wenn ich mich recht erinnere, dauerte dieser Wunsch nach Veränderung annähernd zwölf Monate, während denen es ständig von der Ankunft und Abreise der Schiffe direkt vor meinen Augen genährt wurde, so daß ich mich entschloß, ernsthaft einen Plan für meine Flucht auszuhecken.

Es war im Sommer 1805, als ich mein Unternehmen in die Tat umsetzte. Ich kann nicht älter als elf Jahre alt gewesen sein, wenn überhaupt. Ich befand mich eines Tages auf dem Markt, als ich hörte wie sich einige amerikanische Matrosen, die hereingebracht worden waren, über einen Schoner unterhielten, der im Begriff war Halifax Richtung New York zu verlassen. Dieses Schiff gehörte nach North Carolina und war einige Zeit zuvor von der DRIVER aufgebracht worden, jedoch aufgrund einer Entscheidung des Admiralty Court freigegeben worden. Soweit ich die Männer verstand, die über sie sprachen, beabsichtigten sie, auf dem Schiff in ihr Heimatland zurückzufahren. Dies schien mir eine gute Gelegenheit, meinen Plan zu verwirklichen. Ich verließ den Markt und ging zu dem Schoner hinunter. Der Steuermann war allein an Bord. Ich faßte meinen ganzen Mut ihn zu fragen, ob er nicht einen Jungen an Bord nehmen wolle. Mein Aufzug und meine Erscheinung sprachen gegen mich, da ich nie irgendeine Arbeit vollbracht hatte und die übliche Kleidung eines Burschen aus besserem Haus an Land trug. Der Steuermann begann mich auszulachen und machte sich ob meines Wunsches, zur See zu fahren, lustig, indem er meine Kenntnisse auf die Probe stellte. Ich war bereit alles zu tun. Als ich aber feststellte, daß ich wenig Eindruck machte, nahm ich Zuflucht zur Bestechung. Prinz Edward hatte mir, bevor er Halifax verließ, ein hübsche kleine Vogelflinte geschenkt, die mein eigen war. Ich erwähnte gegenüber dem Steuermann, daß ich im Besitz eines solchen Gegenstands sei und ihn ihm geben würde, für den Fall, daß er einwilligte, mich im Schoner zu verbergen und nach New York mitzunehmen. Der Köder wirkte: Er verlangte, daß ich die Flinte an Bord bringe und sie dem Steuermann vorführe. Noch in der Nacht brachte ich vereinbarungsgemäß dem Steuermann den Gegenstand der Bestechung, der zu seiner vollen Zufriedenheit ausfiel, so daß der Handel sofort besiegelt wurde. Ich kehrte zum Haus zurück und packte ein paar Kleidungsstücke. Ich wußte, daß meine Schwester Harriet dabei war, mir einige Hemden zu machem. Ich stahl mich in ihr Zimmer und nahm zwei, die ich finden konnte. Beim Verlassen des Hauses war meine Garderobe nicht groß. Ich hatte Vorkehrungen getroffen, indem ich die Teile eines nach dem anderen hinaustrug und in einem leeren Faß im Hof verbarg. Als ich meinte, genügend Kleider zu haben, schnürte ich sie zu einem Bündel und trug sie zum Schoner hinunter. Der Steuermann leerte einen Schrank in der Kajüte, in dem sich einige Kartoffeln befanden, und erklärte mir, ich müsse mich darauf einzustellen, einige Stunden in der engen Koje zu verbringen. Zu unbedacht, um Widerspruch zu erheben, stimmte ich fröhlich zu und verabschiedete mich mit der Vereinbarung, am frühen Morgen wieder an Bord zu sein.

Bevor ich zu Bett ging, bat ich einen schwarzen Diener von Mr. Marchinton, mich bei Tagesanbruch zu wecken, da ich ausgehen wolle, um Beeren zu pflücken. Das geschah und ich war auf und angekleidet, bevor sich irgendjemand anderer im Haus regte. Ich verlor keine Zeit, verließ vielmehr das Haus und lief direkt zum Schoner hinunter. An Bord war niemand auf, so daß ich gezwungen war selbst den Steuermann zu rufen. Der Mann schien es sich inzwischen anders überlegt zu haben und den Handel rückgängig machen zu wollen. Ich wandte meine ganze Überredungskunst auf, ihn dazu zu bewegen, sein Wort zu halten. Er wollte sich von der Vogelflinte nicht trennen und dachte, er könnte sie ordentlich in seinen Besitz bringen, indem er mich dazu überredete, fortzulaufen. Schließlich gab er nach, und ich ging in den Schrank unter die Kartoffeln.

Ich befand mich eine ganze Zeit in dieser unbequemen Lage, bevor es irgendwelche Anzeichen gab, daß das Schiff von seinem Liegeplatz ablegte. Ich begann, der Enge herzlich überdrüssig zu werden und der Wunsch nach Veränderung regte sich in mir in einer neue Gestalt. Die Kartoffeln lasteten schwer auf mir, und die stickige Luft machte mein Gefängnis fast unerträglich. Ich befand mich an dem Punkt, mein Gefängnis zu verlassen, als der Lärm an Deck mir verkündete, daß die Leute an Bord gekommen waren und der Schoner dabei war, abzufahren. Ich konnte Männer miteinander sprechen hören, und nach einer Zeit, die mir unendlich lang schien, spürte ich befriedigt, daß der Schoner richtig unterwegs war. Ich vernahm einen Ruf von einem der Forts, wie wir den Hafen hinunterfuhren. Wenig später begegnete ihr die DRIVER, die gleiche Sloop, die das Schiff hereingebracht hatte und die ihre vormalige Prise ebenfalls anpreite. Das alles hörte ich von meinem Gefängnis aus, und es versöhnte mich mit der Enge. Da alles in Ordnung war, wurde das Schiff nicht aufgehalten, und man erlaubte uns, die Reise fortzusetzen.

Es wurde Mittag bis ich herausgelassen wurde. Einmal an Deck, sah ich, daß der Schoner sich auf See befand. Von Halifax war nichts zu sehen, außer einem oder zwei Türmen, die mir sehr bekannt vorkamen. Ich gebe zu, daß ich jetzt meinen Schritt zu bedauern begann. Hätte ich an Land gesetzt werden können, hätte mein Vagabundentum einen heilsamen Schock erlebt. Es war indes zu spät. Ich war gezwungen den dornigen und schweren Weg fortzusetzen, auf den ich mich so gedankenlos begeben hatte. Ich blicke oft auf diesen Augenblick zurück und versuche mir vorzustellen, welches mein Schicksal gewesen wäre, hätte ich niemals diese unselige Entscheidung getroffen. Was der Prinz für mich getan hätte, vermag ich nicht zu sagen, obwohl ich denke, daß ich nach dem Tod meines Vater wahrscheinlich vergessen worden wäre – wie offenbar meine Schwester, die, nachdem sie als Mitglied der Familie betrachtet wurde, in der sie lebte und so behandelt wurde, nach und nach zu einer Art Kammerdienerin herabsank.

Ich habe später erfahren, daß Mr. Marchinton überall nach mir suchen ließ. Er glaubte mich ertrunken, so daß an mehreren Stellen nach meinem Körper gefischt wurde. Erst als die Familie Nachricht erhielt, daß ich in New York sei, ließ man davon ab.

Mein Erscheinen an Deck war Anlaß zahlreicher Späße zwischen dem Kapitän des Schoners und seinem Steuermann. Ich wurde recht herzlich ausgelacht, aber im Großen und Ganzen nicht schlecht behandelt. Meine Funktion war die eines Kochs – eine keineswegs besonders schwere Aufgabe auf dem Fahrzeug, dessen Kombüse aus zwei gemauerten Töpfen bestand und dessen Gerichte sehr einfach waren. In der Kajüte benutzte man Sassafras8 als Tee, gekochtes Schweine- und Rindfleisch bildeten das Mittagessen. Am ersten Tag war ich wegen Seekrankheit von den Pflichten meines Amts befreit. Am Tag darauf machte ich mich indes ernsthaft ans Werk. Wir hatten eine lange Überfahrt, und meine Lage war nicht sehr angenehm. Der Schoner war naß, und die See, die er übernahm, löschte mein Feuer. Wir hatten eine Deckladung aus Schindeln, die, wie ich rasch entdeckte, ausgezeichnetes Anmachholz ergaben. Ladung zu verbrennen verstieß aber gegen die Regeln an Bord, und so bedachte mich mein Steuermann mit einigen Tritten, um mir das beizubringen. Ansonsten hielt ich mich redlich gut, und schließlich liefen wir nach zehn Tagen in Sandy Hook ein.

So verlief meine erste Überfahrt auf See, beziehungsweise zumindest die erste, die mir erinnerlich ist, obwohl wir, soweit ich weiß, von Quebec übers Wasser nach Halifax gefahren waren. Dieses Experiment konnte mich jedoch nicht von dem Wunsch zu vagabundieren nicht heilen, obwohl die Eindrücke in diesem Alter so leicht verlorengehen, wie sie aufgenommen werden. Man bekommt eine Vorstellung von meiner Sorglosigkeit und Ahnungslosigkeit in derartigen Angelegenheiten zu jener Zeit, wenn man bedenkt, daß ich mich nicht erinnern kann, jemals den Namen des Schiffs erfahren zu haben, auf dem ich Nova Scotia verließ. Meine Motive waren Abwechslung und Abenteuer und es kam mir nicht in den Sinn, sich nach einer Gegebenheit zu erkundigen, die meinem Charakter so wenig entsprach. Bis zu dieser Stunde lebe ich diesbezüglich in Unkenntnis.

Der Schoner kam und verholte vor den Fly Market. Er kam nicht am Kai zu liegen, sondern machte vorübergehend außen an zwei oder drei anderen Schiffen fest. Das geschah kurz nach dem Frühstück. Ich bereitete das Mittagsessen vor, das wie üblich um zwölf Uhr fertig war. Während die Mannschaft dieses Mahl einnahm, hatte ich nichts zu tun. Da ich einige Jungen auf dem Kai sah, ging ich an Land, um auf diese Weise zum ersten Mal meine neue Heimat zu betreten. Ich trug weder Hut, Mantel noch Schuhe. Meine Füße waren vom Laufen über die Schindeln wund. Die Jungen leckten Melasse von irgendwelchen Fässern und ich gesellte mich fleißig zu ihnen. Ich hätte mich auf diese Weise eine Stunde und mehr beschäftigen und mit den Jungen schwatzen können; indes erinnerte ich mich meiner Pflichten an Bord. Als ich nach dem Schoner schaute, war er fort! Ihre Leute dachten sicher, daß ich unter Deck war und vermißten mich nicht, während sie zu einem anderen Liegeplatz verholten. Wohin? Ich wußte es nicht. Weder konnte ich das Schiff finden, noch sah ich es jemals wieder.

So betrat ich also eine neue Welt. Hätte ich gewußt den Kais zu folgen, hätte ich das Schiff gewiß wiedergefunden. Ich kehrte stattdessen nach einer kurzen Suche zu den Jungen und der Melasse zurück.

Daß ich betroffen war, mich derart an einem fremden Ort wiederzufinden, ohne einen Pfennig in der Tasche – ohne Hut, Schuhe oder Mantel –, ist gewiß, aber ebenso wundervoll, wie wenig Sorgen es mir bereitete. So wenig ich wußte, so wenig fürchtete ich. Während ich die Molasse schleckte, erklärte ich den Jungen, die großes Verständnis zeigten, meine Lage. Es sprach sich herum, daß ein „armer englischer Junge sein Schiff verloren hatte und nicht wußte, wo er die Nacht verbringen sollte“. Einer versprach mir ein Abendessen, und was die Unterkunft betraf, schien man allgemein der Auffassung, daß ich eine Koje unter einem der Metzgerstände auf dem benachbarten Markt fände. Ich hatte allerdings andere Pläne.

Es existierte eine Familie namens Clark, die ich Halifax gekannte hatte und die zu jener Zeit in New York wohnte. Ich erinnerte mich, wie meine Schwester Harriet von ihnen gesprochen hatte, nicht lange bevor ich das Haus verlassen hatte. Sie hatte hatte erwähnt, sie lebten am oder in der Nähe des Fly Market. Ich wußte, daß wir am Fly Market waren, und der Name erinnerte mich an diese Leute. Folglich erkundigte ich mich nach solch einer Familie, hatte aber mit meinen Nachforschungen keinen Erfolg. Sie waren Fremde, die niemand kannte. Es war jetzt fast Abend, und ich beschloß, diese Leute auf eigene Faust zu finden.

Ich begab mich auf die Suche, indem ich den Markt hinaufging, bis ich die Maiden Lane erreichte. Während ich die Straße entlang schlenderte, hörte ich plötzlich eine weibliche Stimme ausrufen: „Gott! Hier ist Edward Myers, ohne etwas an!“ Im nächsten Augenblick kam Susan Clark, eine der Töchter, auf die Straße gerannt, und schon befand ich mich, umringt von der ganzen Familie, im Haus. Ich wurde natürlich ordentlich ausgefragt und erzählte die ganze Wahrheit. Die Clarks waren außerordentlich nett zu mir, boten mir Kleidung an und wollten mich bei ihnen behalten. Wegen zurückliegender Streitigkeiten mit den Jungen und einer gewissen Strenge des Vaters, der sich in Halifax beklagt hatte, daß ich sein Obst gestohlen hätte mochte die Familie aber nicht. Ich war unschuldig gewesen, und die ganze Angelegenheit hatte mich in Mr. Clark eine Art Feind sehen lassen. Mein eigentlicher Grund, daß ich mich nach der Familie erkundigt hatte, bestand darin, zu erfahren, wo ein gewisser Dr. Heizer wohnte. Dieser Herr war ein Deutscher, der einst in der Armee gewesen war und von dem ich wußte, daß er jetzt in New York wohnte. Ihm vertraute ich mehr und beschloß, mich seiner Güte anzuvertrauen.

Nachdem ich ihre vielen Angebote ausgeschlagen hatte, erhielt ich Dr. Heizers Anschrift und setzte, so wie ich war, meinen Weg zu seiner Wohnung fort. Der Mond schien und ich durchschritt die Straßen mit kindlicher Zuversicht. Meine Strecke führte den Broadway hinauf, wo mein Ziel die Ecke Hester Street war. 1805 befand sie sich in der Nähe der Canal Street, fast außerhalb der Stadt. Man sagte mir, ich solle nach einer Brücke Ausschau halten, die sich damals auf dem Broadway befand und einen Orientierungspunkt auf meiner neuen Route darstellte. Die Brücke war leicht zu finden, und als ich mich nach dem Haus erkundigte, erklärte man mir, daß die gesuchte Familie nebenan wohne.

Die Heizers waren von meiner Erscheinung höchst überrascht. Ich wurde natürlich ausgefragt und erzählte ihnen die blanke Wahrheit. Ich wußte, daß es nutzlos war, etwas zu verheimlichen und war ungeachtet dessen, was ich getan hatte, offen. Außerdem begann ich Freunde zu vermissen. Ich bekam zu essen, und noch denselben Abend gingen Dr. und Mrs. Heizer mit mir den Broadway hinunter und statteten mich mit einer neuen Garnitur Kleidung aus. Binnen einer Woche wurde ich regelmäßig zur Schule geschickt.

Ich habe nie erfahren, was Dr. Heizer nach meinem Auftauchen unternahm. Ich muß allerdings annehmen, daß er die Umstände an Mr. Marchinton durchgegeben hat, der gut mit ihm bekannt war, obwohl Harriet mir berichtet, daß sie erst zu einem viel späteren Zeitpunkt Bericht über mich erhielten, der von einer anderen Quelle stammte. Wie dem auch gewesen sein mag, ich wurde freundlich behandelt und lebte bei ihnen in jeder Hinsicht wie ein Mitglied der Familie. Sie hatten keinen Sohn und schienen mich alle für einen anzusehen.

Ich blieb den Herbst 1805 sowie den Winter und Frühling des Jahres 1806 bei der Familie. Der Schule wurde ich bald überdrüssig und begann sie zu schwänzen, um in der Regel die Kais entlang zu wandern und die Schiffe anzuschauen. Dr. Heizer erfuhr bald davon. Indem er mich beobachtete, entdeckte er den Hang zur See, der in mir noch stets wach war. Er und Mrs. Heizer nahmen mich zur Seite und bemühten sich, mich zu überreden nach Halifax zurückzukehren, ein Schritt rückwärts, den zu unternehmen ich stets mehr abgeneigt war. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, hegte ich ein ganz ungutes Gefühl hinsichtlich der Tracht Prügel und fürchtete eine lange Zeit der Strenge und Disziplin. Man kann mit Gewißheit sagen, daß für manche Charaktere strenge Verhaltensregeln notwendig sind, während es andere gibt, wo sie nichts nützen. Mein Charakter gehörte zu den letzteren, denn ich glaube, man kann mich besser anleiten als antreiben. Auf jeden Fall schreckte ich davor zurück, zurückzukehren und stellte mich gegenüber dem Vorschlag taub. Nach einigen Gesprächen und vielen Überredungsversuchen willigte Dr. Heizer ein, mich von New York aus zur See fahren zu lassen – oder tat zumindest, als ob er zustimmte. Welches von beiden, habe ich nie herausgefunden.

Zu jener Zeit lag die LEANDER auf dem Hudson, das Flaggschiff Mirandas, der versuchte eine Revolution in Spanisch-Amerika anzuzetteln. Dr. Heizer, der jemanden kannte, der mit ihr in Beziehung stand, brachte mich auf das Schiff, mit dem ich abmachungsgemäß nach Holland fahren sollte. Ich verbrachte den Tag an Bord und ging abends mit meinem neuen Brotherrn zu dessen Haus, um zu essen und zu schlafen. Dieses Leben dauerte etwa zwei Wochen, bevor ich herzlich die Lust daran verlor. Ich stellte fest, daß ich jetzt sowohl eine Herrin als auch einen Meister hatte. Jene stellte mich an, Messer, Stiefel, Kerzenleuchter und andere Gegenstände zu putzen und verwandelte mich in einen Küchenjungen, wogegen mein Stolz aufbegehrte. Ich habe seitdem vermutet, daß dies alles nur getan wurde, um meine Abscheu zu erwecken und mich dazu zu bringen, zu Mr. Marchinton zurückzukehren. Das Gegenteil war aber der Fall.

Mein Sinn stand danach, Seemann zu werden. Eines Sonntags hatte ich mich an Bord aufgehalten und war, nachdem ich dem Steuermann geholfen hatte, vorn und achtern die Flagge zu hissen, auf dem Weg zum Haus. Hier lief ich meiner Hausherrin in die Arme, mit einer doppelten Ration an zu putzenden Messern. Hierüber kam es zwischen uns zum Streit: Ich protestierte gegen diese Beschäftigung, war aber doch gezwungen die Messer zu putzen. Etwa die Hälfte flog über den Zaun in den Nachbarhof, und nachdem ich den Rest geputzt hatte, nahm ich meinen Hut, ging zum Haus des Doktors und sah nie jemals wieder etwas von meiner Hausherrin noch von der LEANDER.

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